Michael Sardelic
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Mag. Carl Aigner

Gedanklicher Hintergrund

Programmierbefehle

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War Tools



Es ist Krieg - und jeder sieht zu, so könnte man in Anspielung auf eine Parole der Friedensbewegung angesichts des Golfkriegs, genauer: des Medienereignisses "Golfkrieg" wohl zynisch sagen. Krieg als mediales Echtzeiterlebnis hat es bis dato in dieser Dimension nicht gegeben. Es ist kein Zufall, dass gerade dieses Ereignis eine breite (internationale) künstlerische Auseinandersetzung erfuhr. Zwei Bereiche wurden besonders und immer wieder dabei angesprochen: die neue mediale "Qualität" und die Ausblendung der Kriegsgreuel infolge der medialen Konzentration und Monopolisierung via Satellitenfernsehen.

Die Serie "War Tools" ist ein (oberösterreichisches) Beispiel dieser künstlerischen Reflexionen zum Golfkrieg. Nicht zuletzt die Beschäftigung mit Computerprogrammierung war für Michael Sardelic ausschlaggebend für seine mediale Introspektion. Der Golfkrieg als Computerspiel der politisch Mächtigen wird auf verschiedenen Eben seziert. Mittels der Verfahrensweise des Medientransfers werden sie fotogfrafisch als Differenz zum TV-Bild sichtbar. Zunächst geht es also um den Transfer vom Fernsehbild zur s/w Fotografie. Die Farbästhetik der TV-Bilder wird auf Schwarz-Weiß-Kontraste reduziert, wobei die spezifische Bildstruktur des Mediums Fernsehen erhalten bleibt. Die Ästhetik der TV-Darstellung wird nicht gänzlich eliminiert, sondern bleibt als pikturaler Verweis bei den Fotografien präsent. Die daraus resultierende Irritation evoziert einen ersten Bruch der Direktheit der TV-Ausstrahlung (wesentlich auch bedingt durch den Wechsel von Farb- zu s/w-Bildern). Ein weiterer konstitutiver Aspekt der "War Tools" ist die fotografische Selektion der Fernsehbilder. Sardelic demontiert - soweit als möglich - die Art und Weise der TV-Bildzensur. Die farbenprächtige Bilderwelt vom Golfkrieg bewirkt - vor allem durch die visuelle Reizüberflutung - eine Blindheit gegenüber Bildelementen, die diesen sogenannten cleanen Krieg unterlaufen. Aufnahmen von Greueltaten und Textinserts, die darauf verweisen, werden bestimmende Informationsmodule der Fotoserie. Indem das (statische) Einzelbild zur Konzentration herausfordert, macht Sardelic sichtbar, dass es keine apolitische Ästhetik der Darstellung von "Krieg" gibt: Die Art und Weise der Vermittlung "politischer" Ereignisse ist selbst bereits ein/ihr Politikum.


Mag. Carl Aigner
(aus "INTERVENTIONEN - Künstlerische Fotografie
in/aus Oberösterreich seit den siebziger Jahren"
Katalog des OÖ. Landesmuseums Nr. 59/1993)



Gedanklicher Hintergrund


Thema dieser Fotoserie ist die Art und Weise der Fernsehberichterstattung während des zweiten Golfkriegs, einem 1990/91 ausgetragenen Krieg zwischen Irak und einer US-geführten Militärkoalition. Sowohl technisch wie auch optisch wurde man mit einer neuen Dimension des Krieges und der Nachrichten darüber konfrontiert. Vieles wirkte vorausberechnet, geplant und computergesteuert. Dies traf auf die neue Technologie der Waffensysteme, aber auch auf die Wahl der Fernsehbilder zu. Der Krieg lief vor den Augen wie bei einem Computerspiel ab: Obwohl von Bildern der Berichterstattung überhäuft, war jedes diese Bilder für einen bestimmten Zweck ausgewählt und zensuriert worden. So erhielt man den Eindruck eines sterilen, sauberen Krieges mit schönen Bildern. Jede der gegnerischen Parteien setzte das Fernsehen für seine manipulativen Zwecke ein. Dabei war jedes Mittel recht, man adaptierte Filmberichte von Situationen, die nichts mit dem Krieg zu tun hatten, wie man heute weiß (z.B. Bilder von ausgetretenem Öl im Golf - "Procedure Pressbutton_9" und "Procedure Pressbutton_10").

Abfotografierte Fernsehbilder vom Golfkrieg werden in dieser Serie mit Befehlen einer Computersprache auf einem Computermonitor kombiniert. Jedes Teil dieser Serie ist wie ein Computerprogramm aufgebaut, das schrittweise abgearbeitet wird. Es sind Hilfsprogramme einer Programmiersprache, in diesem Fall für den Krieg. Eingeschlossen von Computerbefehlen dieser Programmiersprache erhalten die Fernsehbilder die Bedeutung von eigenen Unterprogrammen, wie sie von Programmierern für einen bestimmten Zweck geschrieben werden. Ein Großteil dieser Bilder wirken gestellt oder der Bildausschnitt davon scheint bewusst ausgewählt worden zu sein.


Der Titel jedes TOOLS wird mit "PROCEDURE Pressbutton_" und der jeweiligen Nummer innerhalb der Serie bezeichnet (PROCEDURE = Teilprogramm).


Der Ausdruck „Button“ hat in dieser Serie mehrere Bedeutungen:

  1. Auslöser bei Fotoapparat oder Filmkamera
  2. Schalter eines Filmschneidegeräts
  3. Ein-/Ausschalttaste beim Fernsehgerät
  4. Auslöser für das Abfeuern von Raketen


Die Fernsehbilder sind in verschiedene Programmiertechniken eingebettet (siehe Erklärungen der Programmmierbefehle):

  1. Schleifen: Die Bilder wiederholen sich solange, bis ein bestimmter Zustand eingetreten ist
  2. Bedingungen: Sobald eine bestimmte Bedingung eingetreten ist, werden die Bilder gezeigt
  3. Abfolgen: Die Bilder sind nur einmal zu sehen


    
Links: http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Golfkrieg
http://www.aktivepolitik.de/Golfkrieg_Zweiter.htm



PROGRAMMMIERBEFEHLE

REPEAT <Anweisung> UNTIL <Bedingung>

Schleifenverarbeitung; wiederholte Ausführung von Anweisungen, bis eine Bedingung erfüllt ist. Die Anweisung wird ausgeführt, erst dann wird die Bedingung überprüft.



BUTTONPRESSED

Booleanvariable (Wertebereich entweder TRUE (wahr) oder FALSE (falsch)); ist wahr, sobald eine Taste, ein Knopf gedrückt worden ist, ansonsten falsch.



WHILE <Bedingung> DO <Anweisung>

Schleifenverarbeitung; wiederholte Ausführung von Anweisungen, solange eine Bedingung erfüllt ist. Mehrere Anweisungen sind in einem BEGINN...END-Block zusammenzufassen. Zuerst wird die Bedingung überprüft, dann ggf. die Anweisung ausgeführt.



IF <Bedingung> THEN <Anweisung>

Bedingte Anweisung; ausführen einer Anweisung in Abhängigkeit einer Bedingung. Die <Anweisung> wird ausgeführt, wenn die Bedingung erfüllt ist (wahr). Mehrere Anweisungen sind in einem BEGINN...END-Block zusammenzufassen.



END.
Zeigt das Ende eines Hilfsprogramms (einer Unit) an Es muss ein Punkt gesetzt werden.



GOTOXY (<Spalte>, <Zeile>)

Positionierung des Cursor auf die angegebene Spalte und Zeile des Monitors.



CLRSCR

Löscht den Bildschirm.



CASE <Ausdruck> OF <Wert>:<Anweisung> ELSE <Anweisung>

Bedingte Anweisung.
Ausführen unterschiedlicher Anweisungen in Abhängigkeit vom Ergebnis eines Ausdrucks. Die Anweisung nach dem ELSE wird ausgeführt, wenn Ausdruck nicht den angegebenen Werten entspricht.



(aus „Der DATA BECKER Führer“ / „TURBO PASCAL 5.0“, Autor Heinz-Josef Bomanns, 1989, Düsseldorf)

                     

Links: http://www.turbo-pascal.com/
http://de.wikipedia.org/wiki/Turbo_Pascal